Ein Grammophon

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Es mag nicht die Erkenntnis des Tages sein, aber es ist eine, die Firmen bei der Entwicklung der hauseigenen Marketingstrategie miteinbeziehen müssen: Das Mediennutzungsverhalten hat sich verändert – und das nicht zu knapp.

Kürzlich erzählte mir eine Grundschullehrerin, dass ihre Schüler teilweise nicht einmal mehr in der Lage seien, einen Stift zu halten, da die Kinder zu Hause erst das Tippen auf dem Smartphone bzw. der Tastatur des Computers lernten …

Unsere gesamte Gesellschaft befindet sich aufgrund der neuen Technologien im Wandel und herkömmliche Marketingstrategien haben ausgedient.

Das kann man erschreckend finden oder sich auf die neuen Medien einlassen und lernen, welche Chancen sich daraus ergeben. Das Ausmaß der Medienrevolution ist jedenfalls so bedeutend wie die Erfindung des Buchdrucks zu Zeiten Gutenbergs, und der Wandel ist noch nicht abgeschlossen.

Es ist also kein Wunder, wenn man sich als Marketingleiter/in ab und an von der Geschwindigkeit der medialen Veränderung überfordert fühlt.

Zahlen, Daten, Fakten

Wie hat sich die Mediennutzung in Deutschland allein in den letzten drei Jahren konkret verändert?

Wenig überraschend ist, dass sich der Fernsehkonsum in der Altersgruppe der 14-29 Jährigen vermindert hat. Ganz im Gegensatz dazu ist er allerdings bei der Generation 30+ und 50+ gestiegen und zwar nicht unerheblich mit bis zu 19 Minuten zusätzlicher Fernsehnutzung pro Tag.

Der Fernseher ist übrigens immer noch das Medium mit der höchsten Nutzungsdauer quer durch die deutsche Gesellschaft.

vgl. “Werbemedien im Vergleich: TV

Das Radio hingegen ist in der Nutzungsdauer relativ stabil, mit einer Zeitung beschäftigen sich vor allem die Älteren und das Internet lässt in der Entwicklung alle weit hinter sich: Und zwar mit einem Zuwachs um 74 Minuten täglich bei der Gruppe der 14-29 Jährigen, um 25 Minuten bei den 30-49 Jährigen und um 11 Minuten bei der Generation 50+.

vgl. “Werbemedien im Vergleich: Radiowerbung

Insgesamt ist die Statistik wenig überraschend.

Sie ist der faktische Beleg dafür, dass vor allem bei den Jüngeren unter uns die Aufmerksamkeit vom Fernsehen ins Internet abwandert –  egal, ob per Smartphone, Tablet oder Laptop.

Mobil und immer On

Hat man früher von unterwegs nur kurz eine SMS verschickt, nimmt man heute digitale Inhalte mit auf die Reise, egal wohin man geht. Ob Schule, Beruf oder Cocktailbar – das Smartphone ist der ständige Begleiter.

Blickt man den Usern bei der Nutzung über die Schulter fällt auf, dass es vor allem drei große Bereiche sind, die unterwegs eine Rolle spielen: WhatsApp/ SMS, Spiele und Spiegel-Online.

Man kann sagen was man will, aber Spiegel-Online hat einiges richtig gemacht und hat sich konstant mit dem Internet weiterentwickelt.

Durch die große Medienvielfalt kann sich der User natürlich das Medium heraussuchen, das am besten zur eigenen Rezeption und Kommunikationsweise passt.

Spiegel-Online hat die klassische Zeitung unterwegs ganz klar abgelöst.

Ganz anders sieht es bei der Rezeption von Werbung aus. Der Lebensmitteleinzelhandel machte die schmerzliche Erfahrung, dass man auf Prospekte nicht  verzichten kann. Das gilt sowohl off-, als auch online, denn auch online werden Angebote von Einzelhändlern am liebsten in Prospekt-Form rezipiert.

Welche Chancen bieten sich für die Marketingstrategie von Unternehmen?

In einigen Punkten hat sich das Marketing bereits an dieses Verhalten angepasst. Die Budgets für das Online-Marketing sind nach oben gegangen.

Aber genügt das? Einfach Geld in das Online-Marketing zu investieren, ohne die Zielgruppe im Auge zu behalten, ist sicher nicht sinnvoll.

Der immense Vorteil für Marketing-Strategen im Unternehmen liegt darin, dass die eigene Zielgruppe durch die verschiedenen Kanäle viel direkter angesprochen werden kann.

Ist die Zielgruppe jung, dann sollte man das Fernsehen oder die Zeitung vielleicht nicht unbedingt als Hauptmedienkanäle verwenden, denn Jugendliche informieren sich in erster Linie über das Internet mit Hilfe von Smartphones, Tablets und Laptops. Diese Zielgruppe erfordert außerdem Fingerspitzengefühl, denn nichts ist “uncooler” als nachgeahmte Jugendlichkeit.

Bleiben Sie in Ihrer Produktansprache authentisch, auch in der Gestaltung einer Web-App, einer Werbemail oder einer animierten E-Card.

Bei der Generation 30+ sollte man das Internet mit klassischen lokalen Werbekanälen parallel bedienen. Bewerben Sie Ihre App oder Ihre Website beispielsweise in Ihrem Radiospot.

Der aktuelle Trend lautet: Mobilität.

Die Nutzung von Apps beispielsweise ist erstaunlich nach oben geschnellt. Überlegen Sie folglich, ob Ihre Website „mobil“ ist und welche Inhalte Sie darauf hinterlegen. (Vgl. dazu auch “Marketingtrends 2015 Teil1“)

Das Entscheidende bei der Verwendung von Online-Inhalten ist aber nicht, dass man mobil ist, sondern dass man der Zielgruppe einen Mehrwert bietet.

Web-Analysten der Firma Adeven haben entdeckt, dass Apple über rund 400.000 Apps im Store verfügt, die noch nicht ein einziges Mal heruntergeladen wurden. Das ist im Grunde nichts anderes als reine Geldverschwendung für die Entwickler beziehungsweise deren Auftraggeber, da sie zuvor offensichtlich nicht den notwendigen Mehrwert ihrer App bedacht hatten.

Wenn Sie Ihrer Zielgruppe dabei helfen, schnell ans Ziel zu kommen, dann lohnt sich der Einsatz, denn auf eine nützliche Anwendung, greift man immer wieder gern zurück, beispielsweise die „Öffi“ App, mit der sich mittlerweile in ganz Europa die Abfahrtszeiten und -Orte des öffentlichen Nahverkehrs abfragen lassen.

Ganz gleich, ob es sich um ein Restaurant oder einen Radiosender handelt, lernen Sie die medialen Möglichkeiten zielgerichtet einzusetzen.

Ein Restaurant beispielsweise muss auf Google Maps gefunden werden; gute Bewertungen auf Yelp zeichnen das Lokal aus und die Speisekarte sollte auch für mobile Endgeräte formatiert sein. Die Fotos, die das Ambiente zeigen, können mit allen übrigen Informationen auf der „mobilen“ Website platziert werden.

Es ist der digitale Service, den Sie Ihren Kunden bieten!

Und zum Schluss gilt es, die verschiedenen Kanäle richtig zu kombinieren. Der relativ kostengünstige Einsatz von Social-Media-Marketing, das Einbinden der Web-Adresse auf dem Plakat in der U-Bahn-Haltestelle und der Print-Prospekt als zusätzliches Online-pdf sind keine Widersprüche, sondern Ergänzungen.

Wenn Sie Ihre Zielgruppe in der Nutzung der Medien richtig einschätzen, sollten Sie keine Probleme haben, den richtigen Kanal und die richtige Sendezeit ausfindig zu machen.