Alle Jahre wieder … bescheren uns kreative Köpfe zur Weihnachtszeit Werbespots, die zu Herzen gehen, uns lachen machen oder für Aufregung und Diskussionsstoff sorgen. Eine Top-Auswahl seht ihr hier!

Auffällig: Im zweiten Pandemie-Jahr setzen viele Werbetreibende imagebildend auf Zwischenmenschliches statt auf explizite Produktwerbung. Menschen, Tiere und Emotionen seht ihr in folgender Top 5 Auswahl der diesjährigen Weihnachts-Werbespots 2021:

 TOP 1: Mitten ins Herz: PENNY und „Der Wunsch“

Einen hohen Gänsehautfaktor hat der aufwendig produzierte PENNY-Weihnachtsclip „Der Wunsch“. Die Story: Schlaflos in Corona-Zeiten: „Was wünscht du dir eigentlich zu Weihnachten“, fragt der pubertierende Sohn seine Mutter nachts am Küchentisch. Und die zählt all das auf, was sich Eltern eigentlich genau nicht wünschen. Nämlich, dass ihr Sohn sich nachts fortschleicht, sich betrinkt, auf die Schule pfeift, sich unglücklich verliebt und zu Hause heimlich Partys veranstaltet.

Kurz – sie wünscht ihm alles, was ihm in Corona-Zeiten verwehrt bleibt. „Ich wünsche dir deine Jugend zurück“, schließt sie. Am Ende blendet der Discounter den Aufruf zu einem Gewinnspiel ein und verlost unter Jugendlichen – quasi als Pandemie-Entschädigung – „5.000 unvergessliche Erlebnisse“. Soundtrack: Eine getragene Unplugged-Version von „It’s my Life“.

Das Besondere

Während der Lebensmittelhandel üblicherweise in der Vorweihnachtszeit seine Produkte mit Hochglanzbildern glücklicher Familien an reich gedeckten Tafeln bewirbt, setzt PENNY diesmal auf Werte und Emotionen und erteilt damit dem bisherigen „Wer günstig will, muss PENNY“-Image eine Absage.

Gleichzeitig stellt der Spot mit Jugendlichen eine Zielgruppe in den Mittelpunkt, die die Supermarktkette bis dato vermutlich wenig sexy fand.

Die Resonanz:

Der knapp vierminütige Clip ging sofort viral, wurde millionenfach geklickt – und sehr kontrovers diskutiert. Kritiker monierten, der Discounter instrumentalisiere die Corona-Schutzmaßnahmen für ein sentimentales Rührstück und heize außerdem erneut die Diskussion über Sinn und Unsinn der Verordnungen an.

Fazit:

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Unstrittig ist, dass dieser Spot ein Riesenerfolg ist.

TOP 2: Verbindend: Telekom und „Das schönste Geschenk“

Auch bei der Telekom stehen zwischenmenschliche Entbehrungen in Pandemiezeiten im Mittelpunkt. Die Story: Ein kleiner Junge übergibt seiner Mutter Wunschzettel. Diese ist nach der Lektüre nur noch telefonierend oder am Laptop sitzend zu sehen. Am Weihnachtstag klingelt es an der Tür – und plötzlich stehen Oma und Opa, seine Schwester und Freunde vor der Tür…

Große Wiedersehensfreude, große Gefühle – Happy End. Einblendung Schriftzug „Das schönste Geschenk ist wieder zusammen zu sein.“ Einblendung Wunschzettel: Der Junge hatte sich nichts Materielles, sondern nur ein Wiedersehen mit eben diesen Lieblingsmenschen gewünscht. Soundtrack: „I only want to be with you“ von Birdy.

Das Besondere:

Im Vorfeld hatte die Telekom eine Umfrage unter Kindern im Grundschulalter durchführen lassen, laut der rund 88 % der Befragten sich am sehnlichsten wieder ein Weihnachtsfest mit der ganzen Familien wünschen.

Auch in diesem Einminüter stehen scheinbar Werte und Gefühle im Mittelpunkt, die beworbenen Kommunikationsmittel nimmt man nur nebenbei als Mittel zum übergeordneten Zweck – endlich wieder liebe Menschen an einen Tisch zu bringen – wahr. Dafür schenkt die Telekom ihren Mobilfunkkunden am Ende des Spots 100 GB Datenvolumen.

Die Resonanz:

Bei YouTube generierte der Spot in den ersten fünf Tagen viele Clicks, aber wenige Kommentare. Diese fielen jedoch vorwiegend positiv aus.

TOP 3: Woke — Disney und „Neu in der Familie“

Mit einer Fortsetzung des Weihnachtswerbespots „Lola“ aus dem Vorjahr ist Disney in den Advent gestartet. Der knapp dreieinhalb minütige Animationsfilm „Neu in der Familie“ beschwört die Kraft der liebenden Gemeinschaft.

Die Story:

Stiefpapa Mike zieht in der Vorweihnachtszeit zu seiner Freundin Ella und deren beiden Kindern. Als Geschenk bringt er ein magisches Buch mit, das er wiederum von seinem Vater geschenkt bekommen hat. Zusammen macht man sich an die Festvorbereitungen, es wird gebacken, gespielt, gelesen. Jeder hilft, jeder ist wichtig, jeder hat jeden lieb. Und wenn mal etwas schief geht – wenn das eben fertiggestellte Lebkuchenhaus zu Boden und in tausend Stücke fällt – kriegt man auch das wieder gemeinsam hin. Passend dazu wurde der Spot unter dem Hashtag #FamilieIstDasSchoensteGeschenk veröffentlicht.

Das Besondere:

Disneys Weihnacht ist woke. Die Protagonisten der Patchworkfamilie sind allesamt People of Colour. Im Gegensatz zu den meisten anderen Spots übernimmt hier der Stiefvater klassische Mama-Aufgaben wie Vorlesen, Basteln und Backen mit den Kindern und den deutlich aktiveren und emotionaleren Part.

Den Soundtrack „Liebe ist größer“ für die deutsche Version hat übrigens Nelson Müller eingesungen, der den meisten bisher vor allem als Starkoch bekannt sein dürfte.

Die Resonanz:

Wie zu erwarten groß und positiv, wie alle Jahre wieder bei eingefleischten Disney-Fans.

Fazit:

Wer Disney liebt, wird auch bei diesem Spot nicht ohne Taschentücher auskommen.

Top 4: Tierisch — Coop und „Der neue Mitbewohner“

Was können wir Menschen von der Freundschaft zwischen einem Schneemonster und einem Eichhörnchen lernen? Und was hat das mit dem Geist der Weihnacht zu tun? Antworten darauf gibt der aktuelle Werbespot des Schweizer Lebensmittlers Coop.

Die Story:

Eigentlich möchte Schneemonster Nevi allen nur etwas Gutes tun, als es weiße Weihnachten beschert. Doch mit der weißen Pracht zerstört der tapsige Riese unwillentlich die Behausung des Eichhörnchens, dem nun Obdachlosigkeit droht. Als Wiedergutmachung nimmt Nevi den possierlichen Nager auf – der Beginn einer großen Freundschaft, musikalisch begleitet von Mark Kellys „Home“.

Die Botschaft:

Magie entsteht, wenn wir füreinander da sind – und die Andersartigkeit des Gegenübers respektieren und wertschätzen.

Wirklich zu Herzen gehende anderthalb Minuten, die besonders Kinder lieben werden, aber bis auf das eingeblendete Coop-Logo keinerlei Bezug zum Werbetreibenden und dessen Produkten herstellen.

Die Resonanz:

Die Kommentatoren auf YouTube bekennen sich vorwiegend als schockverliebt in das ungleiche Paar. Wenige weniger empathische Seelen fühlen sich von so viel Zuckerguss genervt und wünschen das Dreamteam ins ewige Eis. Fazit: Kitsch as Kitsch can! Schön!

Top 5: Der Außenseiter — TK Maxx mit „Christmas To The Maxx“

Besinnlichkeit, Nächstenliebe und Friede auf Erden? Nicht mit TK Maxx. In seinem Weihnachtsspot lässt es das Off-Price-Einzelhandelsunternehmen ordentlich krachen.

Die Story:

Eigentlich wird von dem kleinen Laurie erwartet, beim klassischen Konzert etwas aus dem „Nussknacker“ an der Hammond-Orgel zu Gehör zu bringen. Doch Laurie hat zu Weihnachten unfassbar coole Bling-Bling-Schuhe aus dem Hause TK Maxx geschenkt bekommen, die auch Elvis aus denselben gehauen hätten. Und so entscheidet er sich spontan gegen Tschaikowski, für Rock’n’Roll – und mischt das Auditorium mächtig auf, bis alle auf den Stühlen tanzen. Musik – liegt auf der Hand: „Walk this Way“ von Run-D.M.C.

Das Besondere:

Gegenläufig zum Trend setzen die Macher nicht auf Nachhaltigkeit, Ethik und Zwischenmenschliches, sondern feiern den Konsum – und das humorvoll. Die Schuhe sind unfassbar hässlich!

Die Resonanz:

Geteilt! Während die einen den Knirps feiern und dringend diese Schuhe wollen, finden die anderen Spot und Schuhe gleichermaßen geschmacklos. Fazit: Trifft sicher nicht jedermanns Nerv, bleibt aber im Gedächtnis haften. Ganz ähnlich wie: „Denke nicht an den rosa Elefanten!“

Wir dürfen gespannt sein, welche Werbespots in 2022 kreiert werden. Doch eins ist klar: Emotionen und Weihnachten gehören im Marketing und der Werbung einfach zusammen!