Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu ein Start-up zu gründen. Doch wie lautet die Erfolgsformel für einen erfolgreichen Start in das eigene Geschäft und wie erlangt man schnell Bekanntheit? Die Plattform „Kaufsafari“ aus Duisburg will Start-up-Unternehmen helfen und bietet eine „B2B“-Plattform für junge Unternehmer an. Der Co-Founder David Herzmann ist unter anderem für PR & Marketing zuständig und hat mir im Interview erklärt, was dahinter steckt.

Erläutern Sie doch einmal kurz das Konzept Ihres Unternehmens. Was genau versteht man unter einer B2B-Plattform? Wo liegen die Vorteile dieses Konzepts, wo eventuell die Nachteile?

David Herzmann ist Co-Founder von Kaufsafari.

David Herzmann ist Co-Founder von Kaufsafari. Foto: Kaufsafari

David Herzmann: „Kaufsafari begann als ein B2B (business to business)-Marktplatz für Händler und Wiederverkäufer. Mittlerweile treten wir allerdings selbst als Käufer der Start-up Produkte auf und verkaufen diese weiter an unsere Handelspartner. Die Grundidee dabei bleibt jedoch die gleiche wie bisher: Junge Hersteller und ihre neuartigen Produkte erreichen eine große Reichweite und bringen so ihr Produkt in den Umlauf. Gerade den Start-ups, die zu Beginn oft Vertriebsschwierigkeiten haben, können wir so das Problem des Einstiegs in den Markt erleichtern.

Ein Vorteil für Händler ist der Zugang zu neuartigen Produkten und Innovationen, die die Konkurrenz im hart umkämpften Handel womöglich nicht hat und eine erste Prüfung des Produktes durch uns. Ein eventueller Nachteil unseres Modells ist, dass einige Start-ups, die bereits sehr groß und in ihrer Branche vertreten sind, uns als Distributor nicht mehr unbedingt benötigen.“

Wann und wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Start-up-Unternehmen zu gründen?

David Herzmann: „Die Idee zur Gründung kam bereits im Jahr 2015 vom Mitgründer und einer der beiden Geschäftsführer von Kaufsafari, Daniel Kolb. Als Entwickler der eCommerce-Branche entdeckte er die Probleme der Händler sowie Start-ups und machte sich fortan daran, diese Lücke zu schließen. Die Händler waren frustriert über das immer selbe Angebot und darüber, wie schwierig es war einzigartige Produkte zu verkaufen. Auf der anderen Seite brauchten die Start-ups dringend Hilfe beim Vertrieb ihrer neuen Produkte. Der Ansatz von Herrn Kolb war dann, beide Seiten zusammenzubringen.“

Wieso ausgerechnet das Thema Einzelhandel und die Idee, andere Start-up-Unternehmen zu unterstützen?

David Herzmann: „Die Frustration des Einzelhandels gegenüber dem e-Commerce ist kein Geheimnis. Doch statt sich über die Digitalisierung aufzuregen, sehen wir perspektivisch die größten Chancen des Handels im e-Commerce. Daher würden wir diese klein- bis mittelständischen Unternehmen (KMU) gerne dabei unterstützen und fangen dabei im Einkauf an. Auf der anderen Seite führen wir viele Gespräche: Jedes Start-up, mit dem wir in Kontakt stehen, sagt von sich aus: Vertrieb sei ein Problem oder zumindest ein schwieriges Thema. Wir möchten diese Hersteller dabei unterstützen, ihren Weg in den Handel zu finden und erfolgreich zu werden.“

Start-ups und Hersteller können sich bei Ihnen mit der eigenen Idee bewerben. Nach welchen Kriterien wird dann entschieden, ob das Produkt angeboten wird? Welche Produkte schließen Sie aus?

David Herzmann: „Einen standardisierten Kriterienkatalog führen wir dabei nicht, da wir mit Produkten und Händlern aus ganz unterschiedlichen Branchen zusammenarbeiten. Ein Grundkriterium ist aber immer, dass es kein herkömmliches Produkt sein soll, sondern etwas, mit dem sich der passende Fach- und Einzelhändler von seiner Konkurrenz abgrenzen kann. Weiterhin muss es profitabel sein und sollte entsprechende Margen sowie ein reelles Verkaufspotenzial aufweisen können.“

Nachdem das Produkt für gut befunden wurde beginnt der Online-Auftritt und der Verkauf. Wie läuft das ab? Wie lange dauert der Prozess bis zum Verkauf?

David Herzmann: „Das ist je nach Hersteller ganz unterschiedlich. Im ersten Schritt findet ein Austausch statt und die jeweiligen Konditionen werden besprochen. Anschließend unterzeichnen wir mit dem Hersteller einen gemeinsamen Liefervertrag und tauschen uns über entsprechende Materialien als auch den Produkt-Auftritt untereinander aus, bevor es in unseren aktiven Marketingmaßnahmen eingeplant wird. Insgesamt kann dies einige Tage und Wochen in Anspruch nehmen, bis tatsächlich eine Kaufanfrage reinkommt.“

Haben Sie schon mal besonders kuriose Geschichten mit Produktideen oder Gründern erlebt?

David Herzmann: „Ja, tatsächlich. Ein Start-up, das unsere Plattform bereits nutzte, rief an und wollte bei uns ein weiteres Produkt in den Handel bringen. Das Produkt hätte zu der Zeit jedoch nicht ins Sortiment gepasst, weshalb wir für diesen Zeitraum zunächst ablehnen mussten. Daraufhin zog diese Anbieter sein Produkt – das bereits dabei war – zurück, was uns sehr verwunderte.“

Zurück zu Ihrem eigenen Gründungsvorgang: Wie viel Zeit hat die Planung und Vorbereitung Ihres Start-ups in Anspruch genommen?

David Herzmann: „Alles in allem hat es nun von der Idee bis zur Umsetzung um die ein bis zwei Jahre gedauert. Das lag an ganz unterschiedlichen Themen und Baustellen. Das Team musste formiert, die Finanzierung geklärt, der technische Aufbau gemacht und natürlich alles rund ums Thema Gründung an sich getan werden.“

Hatten Sie schon Kenntnisse in den Bereichen Marketing und Unternehmensgründung? Haben Sie in den Anfängen auch Unterstützung erfahren?

Kaufsafari ist ein Start-up aus Duisburg.

Kaufsafari ist ein Start-up aus Duisburg.

David Herzmann: „Im Bereich Marketing und Vertrieb kamen (ebenfalls Gründer und Geschäftsführer) Malte Dietrich mit seiner Vergangenheit vom Vertrieb aus Vodafone-Zeiten und ich, mit Marketing-Spezialisierung aus dem Studium, in einer sehr guten Synergie zusammen. Die Themen der Unternehmensgründung wurden uns unter anderem im Rahmen von Griid und sbm (small business management, ein Gründungskurs in Duisburg) mit auf den Weg gegeben. Zudem erhalten wir bis heute die volle Unterstützung der Universität Duisburg-Essen und dessen IDE im Rahmen unserer Exist-Gründerförderung.“

Gab es trotzdem Zweifel oder Bedenken vor der Gründung?

David Herzmann: „Die Frage bei der Gründung war bei uns nie ob wir es tun, sondern wie genau und wann. Wir hatten also zu Beginn bereits einen gesunden Optimismus und weniger Bedenken.“

Wie sahen die ersten Schritte in die Unternehmensgründung aus? Zum Beispiel die Namensfindung und die Gewerbeanmeldung?

David Herzmann: „Für die Namensfindung oder beispielsweise die Wahl der Unternehmensform hatten wir uns einige Zeit vor der eigentlichen Gründung bereits Gedanken gemacht und waren gut vorbereitet. Zum Beispiel der Name „Kaufsafari” soll inspirieren, Produktneuheiten zu entdecken und gleichzeitig vermitteln, die Handelsbranche mit Innovationen zu beleben. Themen wie Gewerbeanmeldung waren schlussendlich eine reine Formsache der Gründung.“

Ihr Unternehmen bietet viel Hilfe für Start-up-Unternehmer an, wie viele Mitarbeiter arbeiten bei Ihnen und welche Bereiche decken diese ab?

David Herzmann: „Zurzeit haben wir es uns zum Ziel gesetzt, organisch zu wachsen und zu arbeiten. Daher agieren wir als vier Gründer zusammen an der Unternehmung “Kaufsafari”, bis sich eine passende Verstärkung für uns finden lässt. Derzeit decken Malte und ich den betriebswirtschaftlichen Teil ab, während Daniel Kolb und Alexander Vogel die technische Komponente mitprägen.“

Rückblickend: Was war Ihrer Meinung das Schwierigste während des Prozesses der Gründung Ihres Start-ups? Wo sind Probleme aufgetreten und wie haben Sie diese lösen können?

David Herzmann: „Das erste große Problem war natürlich der Aspekt der ersten Finanzierung. Dem konnten wir durch das Exist-Gründerstipendium vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gut entgegenkommen. Folglich kamen viele weitere Themen, wie beispielsweise zielgruppengerechtes Marketing, auf den Plan. Das lösten wir durch eine genau definierte Zielgruppe sowie aktiver Pressearbeit in relevanten Zeitschriften und Handelsblättern. Gezieltes Networking und Mut zu wichtigen Gesprächen ist da das richtige Stichwort.“

Welche Tipps würden Sie an künftige Gründer weitergeben?

David Herzmann: „Es war noch nie so einfach zu gründen wie heute. Es gibt unzählige Förderungsmöglichkeiten in verschiedensten Standorten für die unterschiedlichsten Produkte und Dienstleistungen. Künftige Gründer sollten sich erkundigen und sich diese zu Nutze machen oder auf jeden Fall darüber nachdenken.“

Vielen Dank für das nette Gespräch!

Eine Existenz zu gründen bedeutet zwar immer noch einen Sprung ins kalte Wasser zu wagen, aber es ist schön zu hören, wie viele Fördermöglichkeiten es gibt. Das Beispiel„Kaufsafari” zeigt, dass es oft nur einen kleinen Anschub braucht, um die Brücke zum Handel schlagen zu können.

Sie haben auch ein Start-up mit einer etwas außergewöhnlichen Idee gegründet? Dann erzählen Sie uns Ihre Geschichte in den Kommentaren.