Metropolen wie Berlin und Hamburg sind Deutschlands Aushängeschilder in punkto Digitalisierung. Jetzt zünden sechs Städte im Ruhrgebiet den Turbo – mit Zielen, die weitaus mehr versprechen, als nur Behördengänge zu digitalisieren.
Sowohl die Behörden selbst, als auch Start-up Unternehmen, Konzerne und Privatpersonen haben bereits seit Jahren die Möglichkeit, Verwaltungsangelegenheiten wie das Einholen von Informationen oder das Übermitteln von Anträgen einfach, schnell und vor allem flexibel online zu erledigen.
Unabhängig von Öffnungszeiten der Verwaltungsbehörden erleichtert dieser digitale Schritt ganz ohne Berge von Formularen in Papierform den Bearbeitungsprozess auf beiden Seiten. Auf diese Weise können die Behörden Anträge und Formulare schneller bearbeiten, Bürger und Unternehmen haben die Möglichkeit, fehlende Dokumente fix per Mail nachzureichen. Eine win-win Situation für alle Beteiligten, die zudem den schönen Nebeneffekt besitzt, dass zukunftsweisende „digitalisierte Städte“ als Wohnort, aber auch für das Gewerbe an Standort-Attraktivität dazu gewinnen.
Mit dem ruhr:HUB beispielsweise will das Ruhrgebiet neue Impulse für die Entwicklung des Potts setzen. Zum einen soll das Ruhrgebiet damit für potentielle neue Anwohner, zum anderen aber natürlich auch für andererorts ansässige Firmen und Konzerne ein Anreiz sein, sich wieder vermehrt in der Metropolregion Ruhrgebiet niederzulassen.
Die Ziele der Digitalisierung im Pott
Was hat das Ruhrgebiet von einer Digitalisierung?
Die Digitalisierung vereinfacht das wirtschaftliche Business, was für die Standortwahl von Konzernen von entscheidender Rolle ist. Kein Unternehmen will sich lang und breit dem lästigen Papierkram von Behörden widmen, wenn alles genauso gut, dafür aber wesentlich schneller, per Dateidownload und E-Mail zu erledigen ist. Schließlich ist Zeit Geld und langes Warten in Behörden für Formalitäten ist ein unnötiger Faktor, bei dem wertvolle Zeit für unternehmerische Tätigkeiten drauf geht.
Gleiches gilt natürlich auch für die Bürger selbst. Auch für sie bedeutet die wirtschaftliche Digitalisierung Fortschritt; behördliche Erleichterung und eine bessere Übersicht über Verwaltungsformalitäten schafft allgemein ein besseres Klima zwischen Bürger und Verwaltung. Somit schafft der Pott Bürgernähe.
Mit der Digitalisierung macht das sich Revier als Standort attraktiv und kann vermehrt Konzerne und Start-ups für sich gewinnen. Mehr Arbeitsplätze können geschaffen werden, die Haushaltskassen der Städte und Gemeinden füllen sich, man steuert auf ein Wirtschaftswachstum zu. Nicht zuletzt steht die Digitalisierung für technischen Fortschritt, für die Vereinfachung der Bürokratie und damit für höhere Qualitäten für Firmen und Bürger im Gegensatz zu Gewerbestandorten, die noch nach dem „altmodischen“ non-digitalen Wirtschaftsmodell arbeiten.

Duisburg soll zur Digitalen Modellstadt in Westeuropa ausgebaut werden. Foto: Pixabay
Wer profitiert neben Unternehmen von der Digitalisierung?
Ausgelegt ist die Digitalisierung zwar auch, aber nicht nur auf das Gewerbe. Ebenso sollen Privatpersonen einen großen Nutzen aus der Digitalisierung der Verwaltung, dem E-Government, ziehen, gleiches gilt für die Verwaltungsangestellten selbst. Das Ziel ist, grundlegend die Dienstleistungen der Behörden, wie zum Beispiel dem Beantragen und Bearbeiten von Anträgen, für alle zu vereinfachen und vor allem zu beschleunigen.
Damit verbundene neue, moderne Arbeitsweisen erleichtern nicht nur den Arbeitsaufwand, sie schaffen auch zukunftsorientierte Jobprofile, mit denen sich der Nachwuchs der Branche im Verwaltungswesen besser identifizieren kann und somit das Berufsbild der Behördenarbeit attraktiver gestaltet.
Welche Projekte stecken hinter der Digitalisierung im Ruhrgebiet?
Aktuell sind mehrere Städte des Ruhrgebiets, nämlich Bochum, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Mülheim als sogenannte Modellstädte für das Projekt „Digitalwirtschaft“ auserwählt worden. Dort werden sämtliche Angebote der Rathäuser, die zuvor nur persönlich bei der Verwaltung selbst und ausschließlich in Papierform zum Abholen zur Verfügung standen, nun bequem über das Internet für jedermann aufrufbar gemacht. Macht das Vorhaben Schule, und davon ist auszugehen, werden sich dem Modell weitere Städte und Gemeinden des Ruhrgebietes anschließen, bis letztendlich eine flächendeckende virtuelle Vernetzung zustande gekommen ist.
Große Firmen und Konzerne haben bereits das Ruhrgebiet aufgrund ihres digitalen Fortschritts, der durchaus zentralen Lage, der preistechnisch günstigen Flächen und nicht zuletzt auch wegen der vielen Universitäten im Umfeld, die qualifizierte Nachwuchs-Fachkräfte hervorbringt, für sich als Standort neu entdeckt.
So hat die Stadt Duisburg eine strategische Zusammenarbeit mit Huawei besiegelt, zur Digitalen Modellstadt in Westeuropa aufzusteigen. Zusätzlich zum E-Government umfasst die Zielsetzung zur Smart City auch Verkehrssteuerung, Versorgungsnetze und ein übergreifendes WLAN-Netz. Mit den Impulsen sollen wieder mehr Fachkräfte ins Revier geholt werden. Diesem Vorbild sind schon Unternehmen wie door2door, home24 oder rent24 gefolgt und profitieren von dem neuen Image des Gebiets. Zudem gibt das Bereitstellen von großzügigen Fonds für Existenzgründer Anreiz, sich unternehmerisch im Ruhrgebiet niederzulassen. Ein Beispiel hierfür ist der Gründerfonds Ruhr, der die „Frischlinge des Kohlenpotts“ subventionieren möchte und finanziell tatkräftig unterstützt.
Fazit
Der Pott selbst will also wieder den Rubel ins rollen bringen und mit einem neuen Image, attraktiven finanziellen Anreizen und der behördlichen Vereinfachung durch Digitalisierung für sich als ausgezeichneten Standort werben. Ein durchweg ineinandergreifendes System, das Berlin und Hamburg an der deutschen Wirtschaftsspitze den Rang streitig machen und Platz für neue Verwirklichungen von Ideen machen will. Vorbei sind die Zeiten unter Tage, von nun an lautet die Devise „Glück auf zu Deutschlands zukünftigem Wirtschaftsstandort Nummer 1“.
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