Ein Logo auf dem dreimal startup steht

Bild: Aquir – Fotolia.com

Die Begriffe „sozial“ und „unternehmerisch“ schließen sich in Ihren Augen gegenseitig aus? Dann haben Sie vermutlich noch nichts vom Konzept des Social Entrepreneurships (Sozialunternehmertum) gehört.

Denn hierbei geht es gerade darum, sowohl unternehmerisch zu denken und zu handeln als auch gleichzeitig einen gesellschaftlichen Mehrwert zu erzeugen. Als zentrales Ziel stehen nicht Profite, sondern die Überwindung von sozialen oder ökologischen Problemen.

Gründe für die Verbreitung von Social Entrepreneurship

Das Unternehmensmodell hat in den vergangenen Jahren immer stärker an Aufmerksamkeit dazugewonnen. Hierfür verantwortlich sind verschiedene Entwicklungen. Die Finanzkrise, mit einem einhergehenden Bewusstsein, dass eine reine Fokussierung auf monetäre Größen nicht zielführend ist, sowie der demografische Wandel oder Kürzungen im sozialen Bereich durch öffentliche Institutionen sind einige Beispiele hierfür.

Die steigende Verbreitung des Begriffs ist sicherlich auch auf Aktivitäten zahlreicher Organisationen im In- und Ausland zurückzuführen, die Sozialunternehmer fördern und unterstützen.

Gutes tun per Klick

Soziale Unternehmer sind dabei aber keineswegs nur in wirtschaftlichen Ballungszentren zu finden. Auch bei uns im Pott gibt es Unternehmen, die erfolgreich einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen – so wie unser Start-up des Monats: Social-Deal.de aus Essen setzt seit 2011 ein besonders interessantes Konzept um.

Wer über diese Plattform shoppt, muss sich um ein schlechtes Gewissen keine Sorgen machen – ganz im Gegenteil! Social-Deal.de verfolgt eine geniale wie auch soziale Idee: Über den Online-Einkauf in ausgewählten Partnershops wird automatisch ein vom Kaufpreis abhängiger Betrag an eine Hilfsorganisation gespendet! Welcher Organisation die Summe zukommt, wird vom Einkäufer selber bestimmt. Möglich gemacht wird die Geschäftsidee durch Affiliate-Marketing-Programme.

Katrin Kilders, Stephan Köninger und Svenja Dubielzig

Katrin Kilders, Stephan Köninger und Svenja Dubielzig (von links)

Interview mit Social-Deal.de

Im Interview mit Social-Deal.de spreche ich mit den Existenzgründern Svenja Dubielzig und Stephan Köninger über die genaue Funktionsweise solcher Programme und über weitere spannende Aspekte rund um die Themen Social Entrepreneurship und Unternehmensgründung.

Das Foto zeigt das vollständige Gründerteam bestehend aus Katrin Kilders, Stephan Köninger und Svenja Dubielzig (von links).

Frau Dubielzig, das Motto von Social-Deal.de lautet „gutes kaufen, gutes tun.“ Warum haben Sie sich dazu entschieden, ein soziales Projekt anzugehen? 

Social-Deal.de: „Wir haben Social-Deal.de zu unserer Studienzeit gegründet und hatten die Idee, unser Gelerntes in einem praktischen und zugleich sozialen Projekt einzusetzen. Dazu haben wir ein einfaches Konzept, nämlich das des Affiliate-Marketings, umgewandelt und so den Mehrwert des „etwas zusätzlich Gutes zu tun“ geschaffen.

Viele große Online-Shops bieten seit langem das Konzept des Affiliate-Marketings an. Durch einen Kauf über Social-Deal.de wird eine Provision generiert, die wir als Gesellschaft für die Vermittlung des Kunden über unsere Webseite bekommen.

Diese Provision wird von Social-Deal.de zu 75% an gemeinnützige Einrichtungen oder Projekte gespendet. Es handelt sich also um eine etwas andere Art der Spendensammlung ohne finanziellen Mehraufwand für die Online-Shop Kunden.“

Was sind besondere Herausforderungen bei so einem gemeinnützigen Projekt?  

Social-Deal.de: „Man braucht einen langen Atem, da die Anzahl der Nutzer langsam steigt und Vertrauen gewonnen werden muss. Um das Projekt zu starten, hatten wir damals lediglich 300 Euro Eigenkapital, was man gar nicht als Budget bezeichnen kann. Dementsprechend wenig konnten wir in Marketingmaßnahmen investieren.

Es war damals toll, ein solches Projekt im Team umzusetzen. Es gehört schon ein gewisser Idealismus dazu, dass wir unser Projekt nun nach Abschluss unseres Studiums immer noch weiterverfolgen.

Social-Deal.de verfolgt keine wirtschaftlichen Interessen, verursacht jedoch eine Menge Arbeit. Da wir inzwischen alle einer hauptberuflichen Tätigkeit nachgehen, ist es nicht immer einfach die Zeit zu finden, die anfallende Arbeit bei Social-Deal.de zu erledigen.“

Social Entrepreneurship ist ein Trend, der weltweit immer weiter an Bedeutung gewinnt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung bei uns im Pott und welchen Beitrag leistet social-deal.de dabei? 

Social-Deal.de: „Social-Deal.de zeigt, dass man schon mit wenigen Mitteln und entsprechendem Willen, etwas im sozialen Bereich auf die Beine stellen zu wollen, erfolgreich sein kann. Wir konnten bereits über 10.000 Euro an Hilfsorganisationen überweisen, was uns persönlich sehr stolz macht.

Über die Jahre sind einige Websites hinzugekommen, die ähnliche Konzepte wie Social-Deal.de nutzen, um einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Wir sehen diese aber nicht als Konkurrenz, sondern freuen uns vielmehr, dass Social Entrepreneurship im Netz immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Wir selber haben durch Social-Deal.de viele interessante Kontakte im Pott knüpfen können. Das Interesse an unserer Idee war und ist immer noch groß. Das größtenteils positive Feedback und die Begeisterung für unsere Idee motivieren uns täglich, Social-Deal.de weiter voranzutreiben.“

Welche Marketingstrategie verfolgen Sie? Welche Werbemaßnahmen waren aus Ihrer Sicht bisher am erfolgreichsten? 

Social-Deal.de: „Aufgrund unseres limitierten Marketingbudgets haben bei der Verbreitung unserer Idee stark auf Facebook und das Empfehlungsmarketing gesetzt. Unter dem Motto “Tue Gutes und rede darüber”, kann der Nutzer unserer Seite, bevor er auf die Partnerseite zum Shopping weitergeleitet wird, automatisiert ein Posting in seinen sozialen Netzwerken absetzen.

Hier kann er dann seinen Freunden erzählen, dass er gerade über unsere Seite für eine bestimmte Hilfsorganisation gespendet hat. Natürlich schalten wir auch Werbeanzeigen auf Facebook, insbesondere jetzt zur Weihnachtszeit.

Zusätzlich haben wir durch die Entwicklung eines Browser-Plug-Ins, dem Social-Deal Reminder, versucht, die Benutzer unserer Seite langfristig an uns zu binden.

Wir glauben, dass dies die wirklich größte Herausforderung ist, da die Besucher sich immer wieder daran erinnern müssen, dass sie zusätzlich zum Shoppen im Internet etwas Gutes tun können. Diese Erinnerung übernimmt der Reminder automatisch für Social-Deal.de.“

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Schritte planen Sie für Ihr Projekt als nächstes? 

Social-Deal.de: „Derzeit planen wir, unser Portfolio an Hilfsorganisationen zu überarbeiten und stärker an die neuen Probleme unserer Zeit anzupassen. Dazu versuchen wir Hilfsorganisationen, die Flüchtlinge unterstützen, zu gewinnen.

Wir erhoffen uns dadurch nicht nur, mehr Menschen dazu zu bewegen, unsere Webseite zu nutzen, sondern auch, unseren Beitrag zur Verbesserung der Situation der Flüchtlinge zu leisten.

Aktuell arbeiten wir mit fünf festen Partnerorganisationen und einer Organisation, für die wir im Rahmen der Sonderspendenaktion Spenden sammeln, zusammen. Bei der Sonderspendenaktion nehmen Organisationen so lange teil, bis ein vorher definierter Spendenbetrag erreicht ist.

Da die aktuelle Aktion bald abgeschlossen ist, werden wir in naher Zukunft mit einer neuen Organisation die Sonderspendenaktion starten.

Darüber hinaus sind wir regelmäßig auf der Suche nach neuen interessanten Online-Shops, die wir auf Social-Deal.de listen wollen.“

Herr Köninger, wenn Sie auf die letzten Jahre seit der Gründung zurückblicken, was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie erzielt haben? Welche wertvollen Tipps können Sie angehenden Gründern eines sozialen Projekts mit auf den Weg geben? 

Social-Deal.de: „Das wichtigste bei der Gründung ist neben der guten Idee auch das richtige Team und das gemeinsame Ziel. Jeder muss etwas zum Projekt beitragen und vor allem auch die nötige Zeit dafür erübrigen können.

Es ist reine Zeitverschwendung etwas halbherzig zu tun, weil man langfristig nicht erfolgreich sein wird. Wenn das Projekt erst einmal auf den Weg gebracht wurde, kann ich nur sagen, dass es sich lohnt.

Dabei sollte man sich auf keinen Fall von seiner Idee abbringen lassen, nur weil man kein Geld damit verdienen wird. Das ist nämlich das, was uns am Anfang die meisten Probleme gemacht hat – Partner zu finden, die bereit sind, das Projekt zu unterstützen, obwohl es nichts zu verdienen gibt.

Hier muss man sich dann seinen Idealismus erhalten und es einfach machen – es ist eben nicht jeder ein Social Entrepreneur.“

Vielen Dank für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg für die Zukunft!

Fazit:

Social Entrepreneurship ist ein Konzept, das in den nächsten Jahren sicherlich nicht an Relevanz verlieren wird. Gerade Budgetkürzungen oder Stellenabbau auf der Seite der öffentlichen Hand, machen deutlich, dass Sozialunternehmer hier einen wichtigen Beitrag leisten können.

Social-Deal.de macht vor, wie ein solches Geschäftsmodell erfolgreich umgesetzt werden kann. Ein potenzieller Social Entrepreneur sollte neben einer guten Idee ebenso Idealismus, Durchhaltevermögen und Leidenschaft mitbringen.